Reizdarmsyndrom – die Betroffenen wissen am besten, was hilft

Das Reizdarm-Syndrom ist ein unangenehmes Krankheitsbild: Schmerzen im Bauch, Durchfall oder Verstopfung, Intoleranzen gegen Nahrungsmittel, Empfindlichkeiten v.a. bei kalten Speisen o.ä. sowie ein leider oft schlechtes Ansprechen auf Therapieversuche kennzeichnen dieses Syndrom. Viele Studien berichten von diesen Symptomen, konnten meist jedoch keine wirklich guten Behandlungsansätze finden. Jetzt kam eine Gruppe deutscher Ärzte und Wissenschaftler auf die Idee, einmal bei Betroffenen selbst und ihren betreuenden Ärzten nachzufragen, was hilft – und siehe da, es hilft genau das am besten, was wir schon lange als Therapie bei Reizdarm praktizieren – ganz ohne Pharmazie …

Das Reizdarmsyndrom ist sehr weit verbreitet. Es kann unterschiedlich ausgeprägt sein: Manche Betroffenen haben eher mit Verstopfung, andere mit Durchfall zu kämpfen. Oder es herrschen Schmerzen oder Blähungen vor. Allerdings treten meist mehrere Symptome gleichzeitig und oft auch Durchfall und Verstopfung im Wechsel auf. So vielgestaltig wie die Symptome sind, so individuell sollte unserer Meinung nach die Therapie sein. Allgemeingültige Empfehlungen sind schwierig. 

Die aktuellen Leitlinien bei Reizdarmsyndrom von 2011 schlagen dementsprechend eine Vielzahl von Therapieoptionen vor (1). Meist sind diese allerdings medikamentenorientiert: Je nach Symptomen sind dies Arzneimittel, die Krämpfe lösen, gegen Übelkeit oder beim Abführen helfen, die Cholesterinaufnahme oder die Darmbewegungen hemmen bzw. Letztere fördern sollen. Natürlich sind auch Schmerzmittel dabei. Außerdem werden Entschäumer, Antibiotika und Antidepressiva vorgeschlagen. Letztere, weil eine psychische Ursache des Syndroms vermutet wird. Durch die Medikamentengabe wird jedoch vielfach der Blick nur auf die Symptome und ihre Ausprägung gerichtet – die Ursachensuche wird vernachlässigt.

Im Bereich der arzneimittellosen Therapie wird von der Leitlinie vorgeschlagen, Ballaststoffe, Phytotherapeutika (Medizin aus pflanzlichen Substanzen) und Probiotika (Bakterien für den Darm) auszuprobieren, die Ernährung auf Allergien und Unverträglichkeiten zu überprüfen und die ggf. betroffenen Lebensmittel vom Teller der Betroffenen zu verbannen. Die Betroffenen und ihre Ärzte werden so zu Detektiven auf der Suche nach den Maßnahmen, die wirklich helfen. 

Wir wollen die Ursachen beseitigen!

Wir wissen schon lange, dass ein Behandeln der Symptome immer nur kurzfristig hilft – das gilt nicht nur, aber ganz besonders für das Reizdarmsyndrom. Und von der erfolgreichen, ursachenorientierten Behandlung des Reizdarmes können wir aus unserer Praxis viel berichten. Unsere Erfolge werden nun von einer Gruppe aus Ärzten und Wissenschaftlern vielfach bestätigt: Sie berichteten auf dem gerade vergangenen 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e. V., dass sie sich bei Reizdarmpatienten und ihren Ärzten aus ganz Deutschland mit einem ausführlichen Fragebogen erkundigt haben, was ihnen wirklich hilft. Fast 500 Ärzte haben zusammen mit ihren Patienten geantwortet: Und da schneiden gerade die Probiotika und die Phytotherapeutika besonders gut ab (2). Diese setzen auch wir in unserer Therapie des Reizdarmes ein. Wir achten darauf, dass die richtigen Probiotika (Bakterien für den Darm) mit entsprechenden Präbiotika (Bakterienfutter, damit die richtigen Bakterien sich im Darm dauerhaft ansiedeln können) kombiniert eingenommen werden. Nur auf diese Weise kann eine nachhaltige Änderungen in der Darmflora und eine Heilung eingeleitet werden. Ein wesentlicher Qualitätsfaktor bei Probiotika ist es dabei, dass die Anzahl der Bakterien, die pro Tag gegeben werden, ausreichend sein muss. Wir empfehlen daher hochdosierte Produkte, die von jeder Bakterienart am besten mehr als 20 Milliarden Keime liefern. So kann man recht rasch gute Erfolge erreichen.

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Entspannen wieder lernen

Eine weitere Maßnahme, die bei Reizdarm meist sehr gut unterstützt, ist das Fördern der Entspannungsfähigkeit. Viele Menschen haben es verlernt, richtig zu entspannen. Um das wieder zurück zu gewinnen und das Leben damit schöner und reicher zu machen – und nicht zuletzt den Reizdarm dadurch zu beruhigen – lohnt es sich, ein paar Übungen zur täglichen Anwendung zu erlernen, z. B. Atemübungen, Augenübungen oder kleine Gedankenübungen, die usn dem Alltag entrinnen lassen. Zusätzlich sollte sich jeder ein bis zweimal pro Woche in einem individuell gewählten Entspannungskurs oder bei einer schönen Körperbehandlung (z. B. Fußreflexzonen- und andere Massagen, Infrarot-Behandlungen , Saunieren etc. eine richtige Auszeit nehmen. Eine bessere Unterstützung zum Gesundbleiben gibt es kaum! 

Quellen:

(1) Layer et al: S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom, Zeitschrift für Gastroenterologie, 2011; 49: S. 237 – 293

(2) 124. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin e.V., Internist 2018 59: S1 – 82